"Regeln" für die Eisvogel-Fotografie // Tipps für besseres Fotografieren an der Pader

Okay, das Wort "Regeln" sei hier nicht als Aufzwingen oder Vorschreiben gemeint - es soll eher eine Art Verhaltenskodex sein, um auf vernünftige Art und Weise Fotos von Eisvögel zu machen !

Es ist (wie jedes Jahr in den Wintermonaten) wieder der absolute Hype, Fotos von Eisvögel zu machen. Ich habe mittlerweile viele Videos bei YouTube gefunden, wo renommierte YouTube-Kanäle für Fotografie plötzlich darüber berichten, wie man wo am besten Eisvögel fotografieren kann. Offenbar geht es diesen Kanälen nur um den Kommerz, aufgebauscht und oberflächlich berichten sie über Sachen, die weit von Professionalität und Kompetenz entfernt sind.

Hier der Verhaltenskodex für Fotografen, die die Tiere mit Respekt fotografieren wollen:

An oberster Stelle sollte jeder Tierfotograf das Grundwissen über die Tiere kennen, die er  fotografieren will. Was nützt eine Ausrüstung im Wert jenseits eines Mittelklasseauto, wenn der Fotograf sich nicht mit dem Verhalten des Tieres auskennt ? Es sieht lustig aus, wenn man versucht, Eisvögel kriechend zu fotografieren. Es sind Ansitzjäger - sie sitzen auf einem Ast oder in einem Busch - aber nicht auf dem Boden !
Man braucht in Paderborn auch keinen Tarnanzug oder Tarnzelt - Hallo, wir sind in der Stadtmitte ! Wer einen Großeinsatz der Polizei mit SEK-Einsatz auslösen möchte, kann gerne im Tarnanzug quer durch's Paderquellgebiet laufen. Übrigens - nicht jeder erkennt ein 800mm Objektiv als Kamerazubehör ! 😲

Die Tiere bitte nicht mit Apps anlocken !
Lautrufe eines Vogel von Smartphone oder ähnlich abzuspielen ist ein absolutes No-Go und ein Eigentor ! Wer weiß, was dort aufgenommen wurde ? Ein Warnruf, der alle anderen Tiere warnen soll und plötzlich fliegen alle Tiere auf und davon ? Ein Revierruf, der plötzlich alle männlichen Tiere aufschreckt und in Angriffsmodus wechseln lässt ?
Also - besser nicht benutzen. Verärgert nur die anwesenden Fotografen und verscheucht eher die Tiere, als das sie angelockt werden. Was bei z.B. Rehwild funktionieren könnte, klappt noch lange nicht bei Vögel.

Vorher überlegen, welches Objektiv das Richtige ist.
Ich benutze ausschließlich Bridge-Kameras, die haben ein festverbautes Objektiv, daher brauche ich nicht ständig irgendwelche Rucksäcke voll mit Objektiven herumschleppen. Hier in Paderborn sitzen die Eisvögel oft 4-5 m von dem Fotografen entfernt. Ich habe schon Fotografen mit einem 600mm-Objektiv fluchen gehört, das Tier war schlichtweg zu nah. Also vorher überlegen, welches Objektiv das bessere für die Aufnahmen ist.

Ganz wichtig - Geduld ! Und nochmals Geduld !
Die Tiere sind (Achtung!) W I L D T I E R E !! Sie haben ihre eigene Zeiteinteilung, kommen und fliegen wieder weg, so wie es ihnen gefällt. Es gibt Fotografen, die rennen quasi hinter Eisvögel hinterher - bringt nichts. Die Tiere fliegen bis zu 60 km/h - so schnell läuft kein Mensch. Was passiert ist, dass der Fotograf abgehetzt zu einem Spot kommt, wo das Tier sitzt und kann dann kaum die Kamera ruhig halten. Ist also doof.
Mein Tipp: In Ruhe stehen bleiben, vielleicht mit anderen Fotografen schnacken, einen warmen Kaffee trinken und einfach nur den Moment genießen - die Tiere kommen wieder. Die Tiere haben Hunger, brauchen also den Fisch und kommen vielleicht nach 25-30 Minuten wieder. Oder vielleicht erst am anderen Tag - es sind WILDTIERE !

Bitte auf den Wegen bleiben !
Die Eisvögel in Paderborn "wissen", dass durch das Paderquellgebiet Menschen gehen. 99% dieser Menschen wissen nichts von den Eisvögel und gehen auf den Gehwegen entlang. 1% der Menschen haben Kameras in ihren Händen und sollten auch auf den Wegen bleiben. Wenn jetzt nur ein Fotograf plötzlich versucht, einen Eisvogel ganz nah zu fotografieren, flieht der Eisvogel und merkt sich, dass der Bereich nicht sicher ist. Er merkt es sich ! Es ist für den Vogel eine Bedrohung.
Seit 2013 fotografiere ich Eisvögel. Seitdem beobachte ich immer wieder, dass es Fotografen gibt, die meinen, die Tiere gehörten ihnen. Mit dem Resultat, dass die Eisvögel dann Tage, manchmal Wochen nicht mehr an den Spot zurück kamen. Ich weiß also, wovon ich spreche. Bleibt bitte auf den Wegen !

Benehmen ist eine Tugend !
Bitte nicht hektisch hin- und herlaufen, laut fluchen, rufen oder schreien ! Nicht wundern - ich würde es nicht hier schreiben, wenn ich es nicht schon erlebt hätte. Der Eisvogel hat auch Ohren - zwar innenliegend, aber er kann hören. Und wenn da plötzlich irgendjemand schreit und laut ruft, fliegt er weg.
Es ist sicherlich für jemanden, der noch nie einen Eisvogel vorher gesehen hat, toll, dass er ihn sieht. Aber es muss nicht jeder in Paderborn wissen, dass er einen Eisvogel gesehen hat. Wir Paderborner sind ja sehr verständnisvoll - aber da könnte es dann eine Gegenreaktion auslösen. Also bitte ruhig und gefasst dem Erlebnis "Eisvogel-Sichtung" entgegen sehen 😉

Der Eisvogel ist eine streng geschützt Art !
Der Eisvogel ist gemäß 
BNatSchG § 7 Abs. 2 Nr. 7 und Nr. 14 eine in Deutschland streng geschützte Art. Ebenso steht der Eisvogel auf der Vogelschutzrichtlinie der EU (Artikel 1).

Wer also meint, er möchte unbedingt ein Foto von der Bruthöhle machen wie ein Eisvogel anfliegt - besser nicht.

Ich bin in persona recht bekannt in Paderborn. Oft sprechen mich Passanten an und "beschweren" sich über unfreundliche Fotografen. Wenn ich nachfrage, wieso und weshalb, bekomme ich oft die Antwort, dass, wenn man die Fotografen fragt, was sie denn fotografieren, blöde Sprüche als Antwort kommen. Viele von diesen Passanten leben direkt an der Pader. Und viele nicht erst seit gestern. Sehr viele Paderborn kennen die Eisvögel schon seit zig Jahren, wissen, wo die Tiere sitzen, wo sie jagen und wo sie ihre Beute fressen. Einige Fotografen haben sich diese Insider-Tipps für tolle Aufnahmen mit mürrischen Antworten zunichte gemacht - vorher den Kopf einschalten !

Ich bin, weiß Gott, hier kein Aufpasser oder "Hüter der Eisvögel" - aber meine Oma sagte immer, wie man in den Wald ruft, so schallt es zurück.

Anders ausgedrückt - Passanten können auch sehr gemein sein ! 


Wird nach und nach weitergeführt ! 😊😉


Edit 2023 / 2024:

Man trug mir heute zu, dass eine Person heute im Paderquellgebiet hinter einem Eisvogel hinterher lief ....

Bitte, bitte, bitte, bitte ....

Macht bitte nicht den Fehler und lauft hinter einem Eisvogel her und direkt auf ihn zu - das Tier erkennt in euch einen Predator und fliegt sofort weg.

Die Eisvögel in Paderborn sind Passanten gewöhnt, die einfach und normal durchs Paderquellgebiet gehen. Da läuft keiner oder "rennt" auf die Tiere zu. Daher (und das ist der eigentliche Grund) bleiben die Tiere sitzen.

Jeder Fotograf wird sauer, wenn er einen Eisvogel anvisiert und auslösen möchte und jemand kommt "angerannt" und verscheucht das Tier. 

Ich beobachte die Tiere seit 2013, fotografiere sie seit 2015 - aus meiner Erfahrung heraus möchte ich jeden Fotografen bitten ...

  • rennt NICHT hinter dem Eisvogel hinterher.
  • rennt NICHT auf einen Eisvogel zu.
  • versucht NICHT, noch näher an den Eisvogel zu kommen.
Ich hatte es schonmal irgendwo (ob bei Facebook oder in meinem "Hauptblog") geschrieben - man braucht, um einen Eisvogel zu fotografieren, keine Ausrüstung preislich jenseits einen Mittelklassewagen, es reicht ein 300 mm Objektiv. Man kann ja auch croppen !

Die Eisvögel in Paderborn haben oft eine Fluchtdistanz von 4-5 m, bei kalten Wetter auch nur 3-4 m ! Man muss NICHT unbedingt bis auf 2 m an das Tier heran - das Tier flieht und alle Mühe ist umsonst gewesen !

Und ganz wichtig - ein Eisvogel ist KEIN Privateigentum ! Die Tier sind Wildtiere, sie gehören niemanden, sie sind ihr eigener Herr !

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PS: Bitte nicht falsch verstehen - ich bin kein Polizist oder stehe mit einem Knüppel hinter der nächsten Ecke ! Ich möchte einfach nur, dass auch folgende Generationen von Menschen die Möglichkeit haben, Eisvögel an der Pader zu beobachten. Ich denke, mit ein bißchen Respekt vor der Natur und deren Geschöpfe, kommen wir weiter, als mit Egoismus und Egomanie.

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