Besuch bei einem Naturberater und der Bruthilfen an der Erft

Ich war heute bei dem Naturberater T. (wieder der Datenschutz) und habe mir seine Bruthilfen angeschaut, die er schon seit Jahrzehnten betreut und riesige Erfolge bei der Brut nachweisen kann.

Zuerst aber möchte ich mich für herzliche Begrüßung und für Kaffee und Plätzchen bedanken - Vielen Dank 😊

Von einem Mann, der seit nun fast 50 Jahren im Naturschutz aktiv ist und sehr viel erreicht hat, kann ich nur lernen. Und ich habe heute sehr viele neue, wichtige Punkte gelernt :

  • Es gibt keine allgemeine gültig Bruthilfe - es gibt keinen "Volkswagen" der Bruthilfen !
  • Wichtiger als der Aufbau der Bruthilfe ist die Pflege und Beobachtung der Bruthilfe !

In meinen ganzen Recherchen, die ich seit Anfang des Jahres gemacht habe, stand nie etwas von Pflege oder wie unterschiedlich Bruthilfen aufgebaut seien können, daher war der Besuch für mich sehr wichtig !

Eine Bruthilfe bauen, ist schnell gemacht. Ein paar wasserdichte Bretter und eine Brutröhre, die in einem Brutkessel endet, sind schnell zementiert, schnell zusammen genagelt und aufgestellt.
Aber genau jetzt beginnt jedoch die wirkliche "Arbeit" - wann kommt der erste Eisvogel, wird die Bruthöhle von Eisvögel auch genutzt oder sind womögliche andere Tiere "eingezogen", ist die Bruthilfe von Schadinsekten befallen, können Ratten oder Marder in die Bruthilfe einfallen ?

Herr T. hat mir sehr ausführlich erklärt, was alles zur Pflege zählt. Selbst ein Spinnennetz oder eine Brennnessel vor dem Eingang kann einen Eisvogel davon abhalten, die Bruthilfe zu nutzen. Herr T. sagte, dass man mindestens 1 mal im Monat, besser jedoch alle 14 Tage nach der Bruthilfe schauen sollte. Fliegt ein Eisvogel die Bruthilfe an ? Sind Kotspuren sichtbar ? Das alles und noch viel mehr gehört zu der Pflege und der Beobachtung der Bruthilfe. Einfach eine Bruthilfe aufstellen und warten, ob etwas passiert, ist absolut falsch!

Wir kamen auch zu einem sehr ernsten Thema - Fotografieren von Küken oder Nestlingen ! Es ist absolut unverantwortlich und auch strafbar, Nestlinge zu fotografieren ! Ich kann nur noch einmal schreiben, dass diese Fotografen, die sich daran nicht halten, von meiner Seite jederzeit mit einer Anzeige rechnen müssen !!

Herr T. und ich fuhren dann zu einer Bruthilfe, die er in in den letzten Jahren aufgestellt hat und dort enorme Bruterfolge erzielen konnte.

Wie gut diese Bruthilfe getarnt ist, kann man hier exzellent erkennen - wo ist die Bruthilfe !

Die Bruthilfe ist ungefähr da, wo ich mit dem roten Rahmen eine Markierung gesetzt habe.

Von der Wasserseite sahen wir dann das Unglück ! Die Bruthilfe ist von Unbekannten mutwillig zerstört worden. Herr T. erklärte mir, dass diese Bruthilfe die Beste unter den Bruthilfen war - hier kamen ganze Generationen Eisvögel zur Welt !

Die Enttäuschung, Fassungslosigkeit und grenzenlose Wut war Herrn T. anzusehen - wer macht so etwas ?

Es gibt Menschen, den passiert so etwas wirklich aus Versehen - ein Unfall. Aber dann kann man sich melden und sagen, was passiert ist. Jede Bruthilfe hat einen QR-Code und ein Hinweisschild, dass es sich um eine Bruthilfe für gesetzliche geschützte Tiere handelt.

Dann gibt es Menschen - die ich ganz gerne als Klappskallies bezeichne - die so etwas aus Langeweile oder Blödheit machen ! 
Ich - und ich kann hier nur für mich sprechen - habe Menschen kennen gelernt, die Natur zerstört haben, weil "sie es können". Oder "weil es Spaß macht". Oder "was willst du denn von mir?!" .....

Ich fordere hiermit jeden Menschen auf, in solchen Fällen sich als Anwälte der Tiere / der Natur zu sehen ! Bitte meldet Umweltvergehen, Zerstörungen in der Natur oder Tierquälerei bei der Polizei. Schaut nicht weg - helft bitte mit, dass die Natur nachhaltig geschützt wird.

Kommen wir zurück zu den Eisvögel ....
Herr T. zeigt mir ja nicht nur diese Bruthilfe. Er fuhr mit mir zu etlichen anderen Bruthilfen, manche kaum als solche zu erkennen, manche in direkter Nachbarschaft zu einer, von Menschen genutzten Terrasse. Viele der Bruthilfen wurden und werden von Eisvögel über Generationen hinweg immer wieder genutzt. 

Eine Bruthilfe für Eisvögel bedeutet, dass die Tiere diese Bruthilfen über Jahre, sogar über Jahrzehnte hinweg nutzen.
Daher muss eine solche Bruthilfe so konstruiert sein, dass sie der Witterung über Jahre hinweg trotzen kann.
Wir sprachen darüber, wie die Bruthilfe aufgestellt werden sollte. Eins vorweg - bevor eine Bruthilfe gebaut wird, muss man sich sicher sein, wo die Bruthilfe stehen soll. Eine Kiste aus Holz in einem Feuchtgebiet ist quasi "Perlen vor die Säue" werfen. Das Holz ist innerhalb eines Jahres verrottet, der gewünschte Erfolg vernichtet, bevor sich auch nur der erste Eisvogel sich dafür interressiert hat.
Eine Kiste aus wasserfesten Siebdruckplatten (mindestens 21 mm, besser dicker) ist für Feuchtgebiete eine Alternative, aber nicht die Beste. Für nasse Ufer, je nach Beschaffenheit, sollte man auf naßfeste Verbundwerkstoffe zurückgreifen. Bei trockenen Ufer reichen Siebdruckplatten sicherlich aus.

In den Gesprächen kamen wir dann auch ein Thema, dass eigentlich selbstverständlich seien sollte, aber dennoch sehr kompliziert ist - Aufklärung der Bevölkerung !
Warum die Bevölkerung aufklären ? Zum Beispiel glauben einige Angler immer noch, dass ein Eisvogel alle "deren" Fische frisst. So ganz Unrecht haben die diese Angler nicht, aber ein Eisvogel frisst nur Fische, die maximal 6-8 cm groß (oder kleiner) sind. Alles darüber wird verschmäht, der Magen des Eisvogel ist klein.
Die Natur hat es so eingerichtet (und das ist meine Beobachtungvon 10 Jahren), dass wenn ein Eisvogel Hunger hat, frisst er an einer Stelle 5-10 Fische, fliegt an eine andere Stelle, frisst dort vielleicht nochmal 5-10 Fische, dann weiter zu einer anderen Stelle und so weiter.
Ein Revier eines Eisvogels ist anhängig von der Größe und vom Fischreichtum des Flußes. Je kleiner der Fluß, desto größer das Revier. Je größer der Fluß, desto kleiner das Revier. Bei einem mittelgroßen Fluß kann das Revier mitunter 2,5-3 km Flußlänge betragen. Bei kleinen Bächen auch schonmal bis zu 5 km Länge.
Der Eisvogel würde niemals alle kleinen Fische in einem Fluß fressen - er müsste ja dann den nächsten Tag verhungern.
Ein Eisvogel ist definitiv keine Fressmaschine !

Manche Menschen glauben, dass ein Eisvogel "ihr Eigentum" sei. Wir sprachen darüber, dass leider im Eisvogel-Schutz eine Art "Eigenbrödlerei" entstanden ist. Es gibt viele Fachleute, die leider ihr Wissen der Gemeinschaft nicht mehr kostenfrei oder gar nicht mehr zur Verfügung stellen. Oder es wird ein absolutes Geheimnis um Bruthilfen gemacht.

Meine Meinung:
Dagegen spreche ich mich ausdrücklich aus - ich stelle meine Ideen, meine Erkenntnisse öffentlich aus.
Ich mache die Sache mit den Eisvögel doch nicht für mich, ich versuche die Tiere für meine Urenkel zu schützen. Damit die Kinder auch noch in Jahrzehnten diese wunderbaren "Juwelen der Lüfte" beobachten und lieben können - genauso wie ich heute 💗 


Zusammenfassung:

1.) Pflege und Wartung der Bruthilfe
2.) Standort und Material der Bruthilfe
3.) Aufklärung und Überwachung der Bruthilfe

Erst wenn diese 3 Punkte gesichert geklärt sind, kann oder sollte man damit beginnen, eine Bruthilfe zu bauen. Alles andere führt definitiv zu keinem wünschenswerten Ergebnis ! Meinen Recherchen nach gibt es in Deutschland zuviele Bruthilfen, die verrotten und zerstört am Ufer sich befinden. So nutzen sie weder dem Eisvogel noch dem Naturschutz !
 
 
 




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